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Wu Yinghua: Die erste Tai-Chi-Meisterin des 20. Jahrhunderts

Im 19. Jahrhundert war Tai Chi Chuan eine Männerdomäne. Die Elitesoldaten am chinesischen Kaiserhof trainierten Tai Chi unter der Leitung des Tai-Chi-Meisters Yang Luchan (1799–1872) und seinen Söhnen. Unter ihren Schülern befand sich der mandschurische Kommandant der kaiserlichen Leibgarde Quanyou (1834-1902). Er war der beste Schüler von Yang Luchan und zeichnete sich besonders durch das Neutralisieren von Angriffen aus. Sein Sohn Wu Jianquan (1870-1942) nahm den chinesischen Familiennamen Wu an und entwickelte die langsame Form des Wu-Stils, wie wir sie heute im Verein EWTC e.V. pflegen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden auch zunehmend Frauen ins Tai Chi Chuan eingeführt. Es waren zumeist Töchter von angesehenen Tai-Chi-Meistern, die in ihrer Kindheit mit dem Training begannen und später den Familienstil in der Öffentlichkeit repräsentierten. Wu Yinghua (1907-1996) war die erste Frau, die Tai Chi Chuan trainierte und öffentlich unterrichtete. Sie war die einzige Tochter von Wu Jianquan und wurde 1907 in Peking geboren.

Im Alter von 9 Jahren begann Wu Yinghua von ihrem Vater zu lernen. Über diese Zeit schrieb sie: „Ich erinnere mich, pünktlich um 5 Uhr zum Training aufzustehen, egal ob es heißer Sommer oder kalter Winter war. In Nordchina war es sehr kalt und mein Vater war umso strenger mit mir. Zu dieser Zeit war es eine große Herausforderung Kampfkunst zu trainieren. Ich übte damals auf einem senkrecht stehenden Ziegel. Fiel der Ziegel um, musste ich das Training wiederholen. Nach 10 Jahren harter Arbeit machte ich signifikante Fortschritte im Säbel, Schwert, Lanze und anderen Waffen.“

Bereits mit 17 Jahren assistierte Wu Yinghua ihrem Vater in Peking. Auf Einladung von Tai-Chi-Enthusiasten und Wushu-Fachleuten ging sie als Tai-Chi-Lehrerin nach Shanghai und präsentierte dort erstmals das Tai Chi des Wu-Stils. Wenige Jahre später wurde ihr Vater ebenfalls nach Shanghai eingeladen, und blieb. 1935 gründete er die „Jianquan Tai Chi Chuan Association“, um den Wu-Stil weltweit zu verbreiten. Da Shanghai südlicher als Peking liegt, wurde das Tai Chi Chuan künftig „südlicher Wu-Stil“ genannt. Wu Yinghua vertrat die 3. Generation.

Ihre älteren Brüder Wu Gongyi (1900-1970) und Wu Gongzhao (1903-1983) lernten ebenfalls von ihrem Vater Wu Jianquan. Ab 1918/19 wurde Ma Yuehliang (1901-1998) als Meisterschüler aufgenommen. Wu Yinghua heiratete ihn 1930 in Shanghai. Aus der Ehe gingen 5 Söhne und 3 Töchter hervor, die Wu Yinghua selbst in Tai Chi Chuan unterrichtete, u.a. Ma Jiangbao, der die 4. Generation des Wu-Stils vertrat: „Mein Motto ist es tolerant und ehrlich gegenüber Anderen zu sein, sogar meine eigenen Kinder behandle ich aufrichtig. Ich glaube, dass es Liebe in der Welt gibt und ich liebe die Menschen und die Menschen lieben mich auch. Daher benutzte ich nie unfreundliche Worte gegenüber meinen Schülern, sondern gab ihnen geduldig Inspiration, um ihre Probleme zu bewältigen.“

Ab 1980 unterrichtete sie auch ihre Adoptivtochter Shi Meilin (https://www.wutaichi.co.nz/), die bereits erfolgreiche Wushu-Kämpferin war und heute in Neuseeland lehrt.

Ma Yuehliang und Wu Yinghua leiteten über 60 Jahre lang gemeinsam die „Jianquan Tai Chi Chuan Association“. Sie unterrichteten auch viele Schüler aus dem Ausland, wie Gerald A. Sharp (www.chiflow.com) oder Elena Camesi Janke (https://yinianzhai.ch/) sowie die Schüler von Ma Jiangbao bei ihren China-Reisen in den 1990er Jahren.

Ferner veröffentlichten sie mehrere Bücher zum Wu Tai Chi Chuan, u.a. 1993 das orangene Buch „Tai Chi Chuan: Forms, Concepts and Application of the Original Style“, in dem Wu Yinghua für die Fotos posierte. Außerdem entstanden mehrere Videos, die heute auf YouTube zugänglich sind. Eine kleine Auswahl findest du hier. Im April 1996 starb Wu Ying Hua im Alter von 89 Jahren als hochgeachtete Tai-Chi-Meisterin.

Simone ist Tai Chi-Trainerin in Düsseldorf.

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