Tai Chi Chuan kann unerwünschte Nebenwirkungen haben – 3 Anzeichen, auf die du achten solltest
Tai Chi Chuan ist eine wunderbare Methode, um Körper und Geist zu entspannen und innere Ruhe zu finden. Leider gibt es aber auch Fälle, in denen Tai Chi unerwünschte Wirkungen hat oder sogar schädlich sein kann. Besonders wichtig ist es, auf die Atemtypen zu achten: Denn wer als Ausatmer das falsche Tai Chi macht, riskiert echte körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Knieprobleme. Einatmer hingegen laufen Gefahr, nicht richtig in ihre innere Kraft zu kommen und ihre Bewegungen zu schlaff auszuführen. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du erkennen kannst, ob du Tai Chi nach dem falschen Atemtyp machst und an welchen 3 Anzeichen du das erkennen kannst.
1. Warum beim Tai Chi unerwünschte Wirkungen auftreten
Der Hauptgrund für unerwünschte Nebenwirkungen beim Tai Chi liegt in der unterschiedlichen Energetik der beiden Atemtypen: dem lunaren Einatmer und dem solaren Ausatmer. Im Folgenden möchte ich die beiden Typen in ihrer Verschiedenartigkeit vorstellen.
Die Energiespirale des lunaren Einatmers dreht sich nach oben. Wenn seine Bewegungen dieser Aufwärtsrichtung folgen, kann sich der Oberkörper mit Atemluft füllen. Sowohl in der Vorwärts- als auch in der Rückwärtsstellung des Tai Chi bleibt der Oberkörper weitgehend aufgerichtet, denn die übliche Bauchatmung ist für den Einatmer schädlich. Er benutzt die umgekehrte, paradoxe Atmung, bei der der Bauch eingezogen, während sich der Brustkorb und die Lungen mit der eingeatmeten Luft füllen.
Für den solaren Ausatmer hingegen ist die Bauchatmung ideal, da sich seine Energiespirale nach unten dreht. Für ihn ist es wichtig, dem Ausatemstrom freien Lauf zu lassen und sich in der Tai Chi-Vorwärtsstellung leicht nach vorne zu beugen. Die Tai Chi-Rückwärtsstellung nutzt der Ausatmer für die Einatemphase und richtet sich dabei leicht auf, wobei der Rücken etwas aufgerichtet wird, aber nicht so stark wie beim Einatmer. Der Bereich um das Ming Men (Lebenstor) bleibt beim Ausatmer immer etwas geknickt, auch wenn das manche Tai Chi Lehrer nicht wahrhaben wollen und bei ihren Ausatmer-Schülern vergeblich versuchen, den Rücken zu begradigen. Innere Kraft kann daraus aber nicht entstehen. Vielmehr kommen wir hier in den Bereich einer sicherlich nicht erwünschten Unwirksamkeit des Tai Chi Chuan, eben weil es im falschen Atemtyp trainiert wird.
Wenden wir uns nun den wirklich unangenehmen Nebenwirkungen zu, die dazu führen können, dass Menschen mit Tai Chi aufhören, obwohl ihnen die langsamen, meditativen Bewegungsabläufe grundsätzlich gefallen haben.
2. Nebenwirkungen bei Ausatmern: 3 Anzeichen für den falschen Atemtyp im Tai Chi
Der Ausatmer-Typ im Tai Chi zeichnet sich durch eine angeborene S-förmige Wirbelsäule aus, insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule, wo sich nach Auffassung der chinesischen Medizin ein wichtiges Energiezentrum (das Lebenstor) befindet. Diese Wölbung ist von einem Hohlkreuz (Hyperlordose) zu unterscheiden. Es handelt sich lediglich um eine leichte Knickbildung, die beim Ausatmen durch eine Vorwärtsneigung verstärkt und beim Einatmen durch eine leicht begradigende Rückwärtsneigung ausgeglichen wird. Der Oberkörper des Ausatmers führt dabei eine pumpende Bewegung im Unterbauch (unteres Dantian) aus, wie sie z.B. bei den Tai Chi-Schritten zu beobachten ist. Die Schrittstellung des Ausatmers kann durch die Vorwärtsneigung sehr lang ausfallen, eine Fußlänge und mehr. Auch die Armbewegungen im Tai Chi sind beim Ausatmer lang und oval, wie man sie gut im südlichen Wu-Stil beobachten kann.
2.1 Erstes Anzeichen: Psychische Disharmonie
Unerwünschte Nebenwirkungen beim Ausatmer treten auf, wenn er einen Tai Chi-Stil praktiziert, der für Einatmer gemacht ist und ihm nicht entspricht. Die aufrechte Rückenhaltung des Einatmers kann zu ständiger Überforderung und endlosen Haltungskorrekturen führen und endet manchmal in dem negativen Glaubenssatz, nicht gut genug zu sein oder es einfach nicht zu können. Tai Chi kann in diesem Fall eine nicht zielführende Disharmonie in der Psyche des Übenden hinterlassen und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten schmälern. Besonders bei psychisch vorbelasteten oder empfindlichen Menschen kann Tai Chi im falschen Atemtyp bestehende Symptome, z.B. Depressionen verstärken! Es liegt in der Verantwortung des Trainers, solche Folgen zu vermeiden.
2.2 Zweites Anzeichen: Kopfschmerzen
Führt ein Ausatmer Basisübungen wie die Stehende Säule im Einatmer-Typ durch, das heißt mit hoch erhobenen Armen, kann es zu Druck im Kopf, Kopfschmerzen und körperlichem Unwohlsein kommen. Wie bereits erwähnt, bewegt sich die Energiespirale des Ausatmers nach unten. Wenn er nun mit über Schulterhöhe erhobenen Armen übt, steigt das Qi nach oben in den Kopf und verursacht einen unangenehmen Druck. Vielleicht wird dem Ausatmer dabei auch schwarz vor Augen. Zuerst denkt man, „Das muss so sein.“ oder „Das wird sich mit zunehmender Übung schon geben, denn andere machen es ja auch und haben keine Probleme.“ Aber dann wird es immer schlimmer und man muss diese Art des Übens früher oder später aufgeben.
2.3 Drittes Anzeichen: Hüft- und Knieprobleme
Tai Chi für Einatmer folgt einem ständigen Auf und Ab, ähnlich einem Yo-Yo oder einem Tennisball, der senkrecht nach unten geworfen wird und senkrecht wieder aufspringt. Dies unterstützt die aufsteigende Energiespirale des Einatmers. Knie und Hüfte werden kontinuierlich gebeugt, um während der Tai Chi-Form in die jeweils erreichte Position einzusinken.
Übt ein Ausatmer ein solches Tai Chi, sind Hüft- und Kniebeschwerden programmiert. Das Verletzungsrisiko steigt. Im Tai Chi für Ausatmer werden die Knie nur zu Beginn der Tai Chi-Form gebeugt und bleiben von da an in dieser Beugestellung. Der Ausatmer bewegt sich die ganze Zeit so, als wäre im Raum eine Wäscheleine gespannt, an der er mit dem Kopf entlang gleitet, ohne Ausreißer nach oben oder unten. Das Beugen und Senken geschieht bei ihm durch die Knickbildung der Lendenwirbelsäule und erinnert mehr an ein Schaukeln. Die Energie des Ausatmens gleicht einem Tennisball, der von oben schräg nach unten geschleudert wird und in gleicher Weise wieder nach vorne springt. Daraus ergibt sich die schräge Vorneigung des Oberkörpers und der längere Stand.
3. Nebenwirkungen bei Einatmern: 3 Anzeichen für den falschen Atemtyp im Tai Chi
Der Einatmer-Typ des Tai Chi zeichnet sich durch eine sehr aufrechte Körperhaltung aus, aber auch hier gibt es eine Knickbildung in der Lendenwirbelsäule, allerdings nach hinten statt nach vorne. Es ist vergleichbar mit dem Sitzen auf einem Stuhl, bei dem man sich anlehnt. Dementsprechend unterscheidet sich die Rückenhaltung in der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung. Die Einatemphase ist durch ein Zurücklehnen oder Knicken im Bereich des Ming Men (Lebenstor) gekennzeichnet, was dem Einatmer mehr Freiraum zum aktiven Einatmen gibt. Durch die anschließende Vorwärtsbewegung in der Ausatemphase wird der Knick in der Lendenwirbelsäule wieder ausgeglichen und der Rücken des Einatmers vollständig begradigt. Aufgrund dieser Besonderheit ist seine Schrittstellung deutlich kürzer und die energetische Spirale wird nach oben hin raumgreifender. Seine Armbewegungen im Tai Chi sind weit und rund und geben dem Brustkorb genügend Raum, sich auszudehnen.
3.1 Erstes Anzeichen: Erschlaffung
Wenn der Einatmer einen Tai Chi-Stil praktiziert, der für Ausatmer gemacht ist, fehlt ihm oft die nötige Körperspannung (Tonisierung). Seine Bewegungen sind nur locker, manchmal schlaff und ohne innere Struktur. Der Körper des Einatmers wird dadurch unterfordert und kann sich nicht optimal entfalten. Tai Chi ist aber ein Mittelweg zwischen zu viel und zu wenig Spannung.
3.2 Zweites Anzeichen: Keine innere Kraft
Aus dem ersten Anzeichen ergibt sich bereits das zweite Problem des Einatmers: Er findet nicht zu seiner inneren Kraft. Seine Bewegungen sind nicht energetisch und damit wirkungslos. Gerade im Pushhands kann das ein großes Hindernis sein, wenn man wirklich gut werden will. Nur die Muskeln spielen zu lassen, reicht nicht aus, und ein Kampf um den Sieg und das Überwältigen des „Gegners“ kann nicht als das „Touch and Fly“ angesehen werden, für das Tai Chi im 19. Jahrhundert berühmt wurde.
3.3 Drittes Anzeichen: Der Erfolg bleibt aus …
Wirkungsloses Tai Chi ist das dritte Anzeichen dafür, dass Tai Chi im falschen Atemtyp betrieben wird. Das Problem besteht natürlich auch für Ausatmer, aber der Einatmer bemerkt es vielleicht erst viel später! Vor einigen Jahren hörte ich die Geschichte eines Tai Chi-Lehrers, der als Einatmer 25 Jahre lang Tai Chi im Ausatmer-Typ geübt hatte und dann auszog, um endlich die innere Kraft zu finden. Er fand sie auch, musste aber seine bisherige Art, Tai Chi zu praktizieren, neu überdenken. Damit dir das nicht passiert, habe ich diesen Blogbeitrag geschrieben. Die Bedeutung der Atemtypen muss viel mehr öffentlich gemacht und verbreitet werden, um allen Tai Chi-Interessierten optimale Trainingsbedingungen zu bieten.
4. Schlussfolgerung: Was Betroffene jetzt tun können
Wenn wir die unerwünschten Wirkungen des Tai Chi besser verstehen wollen, helfen uns die Atemtypen weiter. Sie zeigen uns, auf welche Weise sie auftreten und welche Anzeichen es gibt. Vor allem der Tai Chi-Atemtyp des Ausatmers ist von starken Nebenwirkungen betroffen, die sogar körperliche Beschwerden mit sich bringen, so dass Tai Chi nicht mehr der Gesundheit dient, sondern Schaden anrichtet. Der Einatmer hingegen hat mit der Wirkungslosigkeit seiner Tai Chi-Praxis zu kämpfen und merkt vielleicht gar nicht, dass etwas nicht stimmt. Der individuelle Atemtyp sollte also immer dann überprüft werden, wenn man sich unsicher ist, ob die eigenen Bemühungen auch wirklich das bringen, was man möchte.
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Vielleicht hast du Tai Chi schon aufgegeben? Dann möchte ich dich ermutigen, es noch einmal zu versuchen. Im Gratis-Workbook „So atmest du im Tai Chi richtig“ findest du Hinweise auf verschiedene Tai Chi-Stile, die zu deinem Atemtyp passen. Auf dieser Grundlage kannst du nach passenden Angeboten suchen. Viel Erfolg!
PS: Wenn du die Unterschiede der Atemtypen in der Praxis sehen möchtest, dann schau dir auf YouTube meine Playlist zum Thema „Atemtypen im Tai Chi“ an.